Sanierung eines Wohn- und Geschäfts­hauses in Wiesbaden

Das 4-geschossige Gebäude mit zentraler Lage in der Hauptgeschäftsstraße, Kirchgasse 47, in Wiesbaden ist ein denkmalgeschütztes Objekt, welches, bedingt durch starken Zerfall und ein hohes Maß an Sanierungsstau bis auf den Rohbau entkernt werden musste. Das Gebäude, um die Jahrhundertwende im Jahr 1902 fertig gestellt, sollte seine historisierenden Fassaden aus Ziegelmauerwerk mit Sandsteinornamentik beibehalten. Ziel war es, innerhalb von 6 Monaten ein Wohn- und Geschäftshaus fertig zu stellen mit zwei Aufzuganlagen, einer Rolltreppenanlage und einem komplett neu unterbauten Erd- und Obergeschoss. Noch in der Fertigstellungsphase wurde der Mietbeginn für Erdgeschoss und erstes Obergeschoss vom Auftraggeber für einen Espritstore freigegeben. Bedingt durch diese enge Terminschiene war es notwendig, alle Gewerke gleichzeitig arbeiten zu lassen. Mit Bauzeitenplänen, die bis zu Stundenplänen für die einzelnen Handwerksbetriebe ausgearbeitet wurden, war es möglich, im Gebäude sowohl Rohbauarbeiten zu tätigen als auch zeitgleich Maler- und Bodenbelagsarbeiten auszuführen. Mit dem Druck von zu erwartenden hohen Geldstrafen bei nicht termingerechter Fertigstellung waren bis zu 14 Firmen mit ca. insgesamt 90 Mitarbeitern gleichzeitig auf der Baustelle. Anlieferungen konnten in die Fußgängerzone nur in den frühen Morgenstunden bis 9 Uhr erfolgen. Die Baustelleneinrichtung mit Kran und Materiallagerung war auf engsten Raum begrenzt, um die angrenzenden Gewerbetreibenden nicht zu behindern.

Gestaltung

Das Erdgeschoss wurde komplett entkernt und neu gestaltet. Große geschossübergreifende Schaufenster wurden in die Fassade eingebracht. Für diese Maßnahme musste das Gebäude unterhalb des 2. Obergeschosses komplett über Stahlstützen abgefangen werden und wurde dann neu unterbaut. Nach Rohbaufertigstellung wurde die Stützkonstruktion entfernt und das Gebäude auf dem neuen Rohbau abgesetzt. Durch die präzise fachgerechte Ausführung kam es zu keinen nennenswerten Setzungen und Rissen. Aufgrund von Hausschwammbefall mussten im Dachgeschoss und 3. Obergeschoss viele Holzbauteile des Dachstuhls und von Fachwerkwänden entfernt und erneuert werden. Massivwandflächen wurden mit Hilfe von Injektionsankern geflutet und von Pilz befreit. Die alten Eichen- und Pitchpinedielen wurden aufgenommen und nach Sanierung der Grundsubstanz wieder verlegt. Auch die denkmalgeschützten Kassettentüren in allen Wohngeschossen wurden schreiner- und malertechnisch überarbeitet und wieder eingebaut. Große Aufwendungen mussten für den Einhalt des geforderten Brandschutzes und Schallschutzes getätigt werden. Geschossübergreifende Installationen der Lüftungs- und Kühlungsanlagen bedingten auch finanziell große Investitionen. Das Dach wurde komplett neu mit Schiefer in altdeutscher Deckung eingedeckt. Die alte Schalung musste umfangreich erneuert werden. Alle Fenster wurden in Absprache mit der Denkmalpflege als Holzfenster mit den gleichen Ornamenten wie die Bestandsfenster ausgeführt. Die Fassade wurde “mikrogestrahlt“ und hydrophobiert. Defekte, verwitterte Sandsteinelemente wurden ausgekappt und erneuert. Der Innenhof wurde 2-geschossig überbaut und für die Wohnungen als Gründach mit Terrasse genutzt. Die Außenanlagen wurden dem Bestand entsprechend wiederhergestellt. Das Objekt wurde termingerecht zum 31.03.2003 dem Bauherrn mängelfrei übergeben.

Fakten